Dienstag, 17. November 2009

Engel wurden seit Jahrhunderten und durch alle Kulturen als Vermittler zwischen einer Gottheit und den Menschen dargestellt.
Wie es der Name schon sagt: Angelus - der Bote.
Selbst im Mesopotanien um 2250 v. Christus befindet sich schon diese bildliche Darstellung geflügelter Wesen auf einem Rollsiegel. Die Engelverehrung und Glaube spielt in den unterschiedlichen Glaubensrichtung auch unterschiedliche Rollen - mal tauchen weibliche Engel auf - mal männliche!
Im Islam sind sie nicht wie man sie aus europäischer Darstellung kennt zart und niedlich, nein, sie sind gewaltig und mächtig. Ein zentrales Element des islamischen Glaubens ist, dass jeder Mensch hinter sich bei der linken und der rechten Schulter einen speziellen Schreiberengel hat, der alle guten , beziehungsweise bösen Taten der Menschen aufschreibt. Das islamische Ritualgebet, das praktizierende Muslime mindestens fünfmal täglich vollziehen, endet darum auch immer in der knienden Position mit einer Kopfbewegung zur rechten und zur linken Schulter. Dabei grüßen die Gläubigen die beiden Schreiberengel.
In der islamischen Mystik gibt es sogar die Vorstellung, dass sich eine Seele über verschiedene Stufen von Steinen, Pflanzen und Tieren hin zum Menschen entwickelt. Nach dem Tod des menschlichen Körpers kann eine Seele die Stufe des Engels erreichen. Das gefällt mir!
Vielleicht ist es auch gerade die Nähe zu dem "Unfassbaren - Endgültigem" für uns, warum wir an diese zumeist gütigen Gestalten glauben wollen.
Jeder von uns hat bestimmt schon eine sehr nahe stehende Person verloren - für mich ist diese Person (mein Vater) mein persönlicher Engel - er erinnert mich an das Vergängliche - er spricht mit mir - ich mich ihm, zudem beschützt er mich oft vor unüberlegten Entscheidungen - die er zu Lebzeiten immer ruhig und besonnen vornahm.
Ich ließ meinen Engel lange nicht los,
und er verarmte mir in den Armen
und wurde klein, und ich wurde groß:
und auf einmal war ich das Erbarmen,
und er eine zitternde Bitte bloß.

Da hab ich ihm seine Himmel gegeben, -
und er ließ mir das Nahe, daraus er entschwand;
er lernte das Schweben, ich lernte das Leben,
und wir haben langsam einander erkannt...

Rainer Maria Rilke


Mit diesem Wunsch, dass jeder seinen Engel finden möge und erkennen kann, der ihn trägt und beschützt, wünsche ich Euch eine gute Woche.
LG
Akaleia

9 Kommentare:

  1. Nein, ein Engel möchte ich nicht sein. Wir haben den Engeln so viele Pflichten auferlegt. Sie müssen gut sein, stets über uns wachen, müssen zwischen uns und Gott vermitteln. Welch eine große Bürde haben wir diesen sanften Lichtgestalten auferlegt. Ich bin froh, dass ich nicht als Engel über die Menschen wachen muss.
    Ttrotzdem wünsche ich mir, dass ab und an ein Engel für mich und alle Menschen da ist.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo liebe Akaleia, da hast Du interessante Gedanken und auch Einblicke aufgezeigt. Genau das ist es, was für mich "auf Menschen zugehn bedeutet" und zwar, den Wunsch haben, auch den anderen zu verstehn - es gibt soviele Gemeinsamkeiten!
    Danke - wufft Aiko und sein Frauchen ist von dem Rilke Gedicht sehr angetan.

    AntwortenLöschen
  3. Akalaia, das ist ein sehr tiefsinniger Beitrag - wie schon so oft!

    Das mit dem Islam und den Engeln wußten wir nicht, und werden jetzt mal drüber nachdenken!

    Karla

    AntwortenLöschen
  4. Ich danke dir für diesen wundervollen - nachdenklich stimmenden Post - ich spürte Gänsehaut - das Gedicht hat mich sehr berührt - danke für deine lieben Wünsche -
    lg. Ruth

    AntwortenLöschen
  5. Tja, Karla - das ist ja genau das Problem der Menschheit - man weiss einfach zu wenig und gerade was die Religionen betrifft wird ja nur das, was sich in den Medien "gut und sensationsheischend" darstellen lässt gedruckt. (Ich weiss leider auch viel zuwenig über andere Glaubensrichtungen -wobei ich der Meinung bin, dass diverse Religionen alle miteinander verknüpft sind) Das lässt oft viel Unverständnis, Zwietracht und andere neagtive Dinge entstehen. Dabei wollen doch die meisten nur das eine - inneren und äußeren Frieden. Das kann wohl aber erstmal nur im ganz Kleinen entstehen.
    LG Birgit

    AntwortenLöschen
  6. Dein Bericht ist sehr interessant. Vielen Dank dafür!!!
    Es wird für uns gesorgt!

    Liebe Birgit,
    ich wünsche dir einen schönen, beschützten Tag und - falls ich dir nicht mehr schreiben kann, da ich kaum noch blogge wegen der vielen Arbeit und Märkte - eine gesegnete Adventszeit!!!

    Herzlichst, Biene

    AntwortenLöschen
  7. "....von guten Mächten wunderbar geborgen..."dieses schöne Gebet von Bonhoeffer fällt mir zu Deinem mystischen Engels-Beitrag ein. Ich denke, wir würden staunen wenn wir alles sehen könnten, was um uns geschieht.
    Es ist für mich eine schöne Vorstellung, dass auch wir Menschen füreinander Engel sein können.

    Ein himmlisches Wochenende wünscht Dir,Heidi

    Das Rilke Gedicht wird mich begleiten ;)

    AntwortenLöschen
  8. Hallo Birgit.
    Du hast ein sehr schönes Gedicht gefunden. Ich glaube es hat für jeden seine eigene Bedeutung - auch für mich.

    Oh, da bin ich aber froh, dass ich keine Schreiberengel neben mir habe. Mir hat es schon gelangt, dass der hl. Nikolaus immer alles in sein goldenes oder schwarzes Buch geschrieben hat und es am Ende auch noch ausposaunt hat. Diese Petze!

    Liebe Grüße deine A.

    AntwortenLöschen
  9. ein ganz wunderbares Gedicht hast Du uns da geschenkt.
    Herzlichen Gruß Bella

    AntwortenLöschen